DE

Eine magische Zeit: Barborky, Mikuláš und Tři králové

AREAacz

Alle Jahre wieder steht es vor der Tür: das Weihnachtsfest. Für viele bedeutet es, mehr Zeit füreinander zu haben. Man ist von alltäglichen Gewohnheiten und Abläufen losgelöst. Falls es schneit, ist es magisch, der Schnee macht die Landschaft eindrucksvoller und still. Und dann riecht es auch immer wie Weihnachten. Das ist ein eigener Geruch nach Keksen, Tannennadeln und Glühwein. Vor dem eigentlichen Weihnachtsfest kommt die Adventzeit. Bereits Anfang Dezember gibt es verschiedene Traditionen wie den Lucien-, Barbara- oder Nikolausumzug. Früher hielten sich auch viele Menschen streng an Fasttagen ohne Fleisch zu essen und verzichteten auf Vergnügungen. Heute achtet man vielleicht nicht mehr so darauf. Ist das eigentlich überall so? Und war das auch früher genauso wie heute? Schauen wir uns doch an, wie das in den beiden Nachbarländern Tschechien und Österreich so ist.

 

Bräuche um den Barbaratag

Ein Brauch, der nur in Tschechien vorkommt, findet bereits am 4. Dezember im Kreis Vysočina in etwa 20 Gemeinden der südlichen Podhorácko-Region statt. Hier ziehen maskierte Frauengestalten in weißen Gewändern durch das Dorf, entfernen schweigend Spinnweben mit dem Besen und bescheren Kinder mit Äpfeln, Nüssen oder heute auch mit Zuckerln.

Am 5. Dezember ist der Tag der hl. Barbara (auf Tschechisch heißt sie Barborky), wo in Tschechien sowie in Österreich Kirschzweige oder auch Forsythienzweige abgeschnitten werden. In Österreich werden die Zweige meist noch vor Sonnenaufgang geschnitten. In beiden Ländern gilt, wenn sie bis zum Heiligen Abend blühen, bedeutet das in der Familie im kommenden Jahr eine Hochzeit oder wenn keine Jugend im Haus ist, einfach Glück und Freude.

Der Umzug des Nikolaus

Am 6. Dezember kommt überall der Nikolaus und beschert die Kinder mit Süßigkeiten. Im Tschechischen heißt er Mikuláš. Der Nikolaus sieht eigentlich überall gleich aus und auch der Umzug des Heiligen in Begleitung von Engeln und Teufeln verläuft ziemlich ähnlich.

In Spitz an der Donau in Niederösterreich gibt es aber einen ganz speziellen Brauch: das Schifferlsetzen. Die Kinder bringen hier selbstgemachte Schiffchen an die Donau, die dort mit Kerzen auf den Fluss gesetzt werden. Dieser Brauch soll Glück und Segnen bringen.


Lucientag

Am 13. Dezember ist der Tag der Hl. Lucia. In Südböhmen gehen maskierte und verkleidete Frauen von Haus zu Haus. An diesem Umgang nehmen symbolistisch sechs Lucien teil: fünf sind mit weißen Gewändern und eine mit einem schwarzen Gewand bekleidet. Alle bedeckten ihr Gesicht mit einer Vogelmaske. Der Umzug geht von Haus zu Haus, wobei die Lucien Federn verblasen, etwas Mehl verstreuen sowie mit Besen den Fußboden kehren. An manchen Orten besprengen sie die Wohnungen auch mit Weihwasser, wie es Priester tun, um sie einzusegnen. Dieser Brauch soll Reinheit symbolisieren.

In Niederösterreich sind Bräuche zu Lucia nicht mehr üblich, vereinzelt gibt es aber noch den sogenannten Lucia-Weizen, wo Getreidekörner in einen flachen Teller gestreut und gegossen zum Keimen gebracht werden. Dieser soll Auskunft über die Ernte des nächsten Jahres geben. In die Mitte des Tellers wird eine Kerze gestellt.

Die Tradition der Krippen

Besonders Krippen, die tschechisch betlémy heißen, sind Teil der Adventzeit. Krippen können aus den verschiedensten Materialien sein, wobei es beispielsweise in Třebíč die besondere Form der bemalten Papierkrippen gibt. In Tschechien verändern sich die Krippen mehrmals während der Weihnachtszeit. Zuerst wandern die schwangere Maria und Josef nach Bethlehem. Am Heiligabend kommen die Hirten, Gabenbringer und Weihnachtssänger die Heilige Familie mit dem neugeborenen Jesuskind besuchen. Und am Vorabend des Dreikönigstags (d.h. am 5. Jänner) werden Hirten, Gabenbringer und Weihnachtssänger durch die Heiligen Drei Könige samt Gefolgen ersetzt. 

In Österreich werden Krippen in der Adventzeit aufgestellt, aber das Christuskind, das am Heiligen Abend zur Welt kommt, erst am 24. Dezember in die Krippe gelegt. Eine Tradition ist auch die Krippenroas, wo man die Krippen der Nachbarinnen und Nachbarn besucht. Früher war diese Tradition auch noch in vielen Städten in Tschechien üblich. In der Stadt Třešť in der Region Vysočina wird diese Tradition noch lebendig gehalten, wo es auch heute noch üblich ist, die Krippenmacher persönlich in ihrem Haus zu besuchen und ihre handgefertigten Originale zu bestaunen.


Die Heiligen Drei Könige

Am 6. Jänner schließt mit dem Dreikönigsfest die Weihnachtszeit ab. Die Heiligen Drei Könige heißen in Tschechien Tři králové. Die Umgänge am Dreikönigstag haben da wie dort eine lange Tradition. Früher wurde dieser Brauch von Geistlichen oder Lehrern mit ihren Schülern gepflegt. Beim Umgang durch das Dorf betete man und sang, einzelne Häuser wurden mit Weihrauch und Weihwasser eingesegnet.

Heute gehen fast ausschließlich verkleidete Kinder und Jugendliche in Königsgewändern verkleidet mit. Als Sternsinger wird das Dreikönigslied gesprochen und Geld und Lebensmittel für Kinderprojekte in Ländern wie Afrika, Lateinamerika oder Asien gesammelt. Traditionell wird der Haussegen "C+M+B" (abgeleitet von "Christus Mansionem Benedictat", dt. "Christus segne dieses Haus", auch als Initialen der Heiligen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar gedeutet) an die Tür oder den Türrahmen geschrieben und von der aktuellen Jahreszahl umrahmt. Dies unterstreicht die Segnung der Häuser und soll den darin wohnenden Menschen Schutz vor Unheil, Krankheiten und anderen Leiden geben.

 


 

Tipps