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Ein digitales Fenster zwischen Gegenwart und Vergangenheit

AREAacz
Rosenmutterlied

Wieso kostümieren wir uns? Welche Bedeutung haben Feste im Jahreskreis? Welche Handwerke gab es früher und heute?

Traditionen gibt es heute wie auch früher eine Vielzahl. In Tschechien, Österreich und auch anderen Ländern. Vielleicht fragt sich der Eine oder die Andere, warum man sich beispielsweise verkleidet? Entweder zum Spaß oder weil so viele es tun oder um an den Tagen der erlaubten Unordnung wieder Kinder oder eine andere Person zu werden. Manchmal ist es schön, Masken zu tragen. Aber welche Bedeutung haben Masken? Die Auswahl der Verkleidung lässt manchmal eine Sicht auf den Charakter zu und erzählen meistens von einer Geschichte, die im Jahreskreis rituell immer wieder gefeiert wird. Kostümiert man sich dann eigentlich nur im Fasching, oder? Nein, man kann sich nicht nur im Fasching maskieren, sondern es gibt viele Anlässe während des Jahres. Und Antworten auf all diese Fragen findet man oft in den Weiterentwicklungen und Ausübungen traditioneller Bräuche und auf der Website Traditionen einer Grenze.

Das kulturelle Erbe aus der Vergangenheit gerät manchmal in Vergessenheit, was heute größtenteils auf den Fortschritt und die schnelle Entwicklung in der modernen Technologie zurückzuführen ist. Quer durch die Generationen verlieren die Menschen teilweise das analoge Interesse an ihrem kulturellen Umfeld und richten ihren Blick lieber in die digitale Welt von Internet, Video oder Fotografie. Dadurch entsteht manchmal eine Distanz zur Vergangenheit. Das Wissen und die Erfahrung in der Weitergabe von Traditionen, Bräuchen und Handwerken kann damit aus dem Blickfeld geraten.

Eine neue Website versucht, die digitale Welt zu nutzen, um Menschen jeden Alters, aber vor allem die jüngeren Generationen, anzulocken und das Interesse an ihrem kulturellen Umfeld zu wecken. So ist ein erster Schritt getan, um an ein Thema heranzuführen, das auf digitalem Weg doch mitunter schwer zu vermitteln ist. Vielleicht können so die Traditionen, Bräuche und Handwerke der Großeltern für die Zukunft bewahrt werden.

Ethnografinnen und Ethnografen aus Südböhmen, Vysočina, Südmähren und Niederösterreich haben in den verschiedenen Regionen recherchiert und ausgewählte, heute noch erhaltene Bräuche und traditionelle Handwerke untersucht. Die gemeinsamen Forschungen, insbesondere die Feldforschung in direktem Kontakt mit den Menschen, ließ eine umfangreiche Foto- und Videodokumentation entstehen. Die Ergebnisse zu den Bräuche und Traditionen im Jahreskreis werden auf einer Website präsentiert, die seit September 2020 online ist.

Das Hauptziel ist es, die Öffentlichkeit mit Bräuchen, Festen und Unterhaltungen wie den bekannteren Feierlichkeiten Fasching, Ostern, Maibaumsetzen, Advent, Weihnachten, Dreikönigstag sowie weniger bekannten wie „Hexenbrennen“, „Todaustragen“ oder die Umzugsbräuche „posejpky“ und „královničkásowie die Figurenkonopická“, Barbora, Lucky, „klibna“ und viele andere, die heute eher seltene Phänomene sind, aber an einigen Stellen in den vorgestellten Regionen immer noch vorkommen. Es wurde auch auf aufkommende und erneuerte Traditionen hingewiesen, deren Bestand sich erst über die Zeit hinaus zeigen wird.

Ausstellungen zu den Bräuchen und Handwerken gab es im Museum von Jindřichův Hradec und im Südmährischen Museum in Znaim zu sehen.

Im Anschluss an diese Ausstellungen gab es im Museum von Jindřichův Hradec noch eine weitere Ausstellung mit den Fotografien aus dem Fotowettbewerb "Die jährlichen Bräuche der tschechisch-österreichischen Grenzregion", bei dem Amateur- und Berufsfotografinnen und -fotografen die Traditionen und Bräuche im 21. Jahrhundert festgehalten haben. Im März 2021 wird die Fotoausstellung im Museum Vysočina Třebíč, ab April im Südmährischen Museum in Znaim und Anfang Juni 2021 im Stadtmuseum Waidhofen an der Thaya gezeigt.

Jeder von uns kann an der Bewahrung und Erhaltung verschiedener Traditionen, Bräuche oder Handwerke teilhaben. Sendet uns Informationen wie Fotos, Videos, oder Beschreibungen über geplante oder realisierte Ereignis oder handwerkliche Aktivität aus Eurer Nähe. Kontaktinformationen findet Ihr auf der Website Traditonen einer Grenze.


Autor: Radek Urbánek

 

Die zweisprachige Website Traditionen einer Grenze ist im Rahmen des Interreg-Projekts ATCZ59 Internationale Kulturplattform I-CULT erstellt, das aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung im grenzüberschreitenden Kooperationsprogramm Interreg V-A Österreich - Tschechische Republik 2014-2020  kofinanziert wird.