DE

Das missbrauchte Museum

AREAaczZeitgeschichte

Was passiert mit Museumssammlungen, die ihren Zweck verlieren?

Dieser spannenden und stets aktuellen Frage geht die Ausstellung „Missbrauchte Museen“ im Neuen Gebäude des Nationalmuseums in Prag (CZ) nach und präsentiert Objekte aus den früheren Museen der Kommunistischen Partei. 

 

Die Museen der Kommunistischen Partei entstanden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Tschechoslowakei und den sowjetischen Satellitenstaaten, um die vorherrschende kommunistische Ideologie zu präsentieren. Ab dem Jahr 1989 verloren die Museen immer mehr ihre ursprüngliche Aufgabe und wurden schrittweise geschlossen. Mit Objekten, die aus diesen abgekommenen Museen stammen, wurde das Museum der Arbeiterbewegung im 21. Jahrhundert (Muzeum dělnického hnutí v 21. století) als angewandtes Forschungsprojekt gegründet. Sein Hauptziel sind die Erschließung und Präsentation ausgewählter Materialien aus der Sammlung des Museums der Arbeiterbewegung des tschechischen Nationalmuseums und anderer Sammlungen ähnlicher Art im Kontext des 21. Jahrhunderts und deren pädagogische Nutzung.

Die Museumsbestände der Sammlung des Museums der Arbeiterbewegung setzen sich in großen Teilen aus Museums-, Archiv- und Bibliotheksmaterialien zusammen, die hauptsächlich aus ehemaligen Parteimuseen stammen wie zum Beispiel dem Klement-Gottwald-Museum mit einer Zweigstelle des Julius-Fučík-Museums und dem VI-Lenin-Museum). Die Projektverantwortliche wollen auf diese Objekte als kulturelles Erbe zeigen, mit dem auch im 21. Jahrhundert kritisch gearbeitet werden kann und soll.

Die Ausstellung „Das missbrauchte Museum“ im Nationalmuseum in Prag will vor allem darauf aufmerksam machen, dass Objekte nicht einfach losgelöst vom Kontext verwendet werden können. Vielmehr enthalten sie immer Absichten der Menschen, die sie zu bestimmten Zwecken geschaffen und eingesetzt haben.

Auch das Wissen um die zeitgenössische Interpretation ist unerlässlich. Sammlungen solcher Art zu vergessen oder bestimmte Kapitel der Geschichte einfach aus dem Gedächtnis zu streichen, ist nicht sinnstiftend. Außerdem erweitert die heutige Beschäftigung mit diesen Objekten unser historisches Wissen und erleichtert den Umgang mit der Vergangenheit. Kontroversielles Kulturerbe sollte nicht nur Spott ernten und in Vergessenheit geraten, sondern viel mehr als Beitrag zu einer breiteren Erziehung und Wissensvertiefung begriffen werden.

 

Begleitend zur Ausstellung ist die Publikation Sbírky a Politika/Collections and Politics auf Tschechisch und Englisch erschienen. Weitere Informationen zur Ausstellung und weiteren Projekten des Museums der Arbeiterbewegung im 21. Jahrhundert bietet die Projektwebsite sowie die Website des Nationalmuseums in Prag (beide Websites bieten Informationen in englischer Sprache).

 

weiterführende Links:
Museum der Arbeiterbewegung des 21. Jahrhunderts
Nationalmuseum Prag

Weitere Einblicke in die Ausstellung: