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Was passiert mit deinen Büchern?

AREAacz

Endlich November, endlich wieder Lesezeit!
Aber was passiert mit deinen Büchern?

 

Es ist wieder Zeit des Lesens und bei den vielen Neuerscheinungen vielleicht schon Zeit das ein oder andere Buch für Weihnachten zu bestellen. Wir fragen uns aber gerade, was passiert mit den Büchern bei euch zu Hause, wenn sie nicht wie hier im Museum des Schriftums in Mähren von der Decke hängen?
Habt ihr ein geordnetes Bücherregal, einen schönen Bücherschrank oder einfach Bücherstapel neben dem Sessel?

Wir zeigen euch heute ein paar wunderschöne Wege Bücher aufzubewahren und geben einen Einblick in besondere Bibliotheken, die Sabine Maier bei Ihrer Reise durch die tschechisch niederösterreichischen Regionen aufgespürt hat:

Bücher über Bücher

Übersetzt man das Wort Bibliothek wörtlich aus dem Griechischen, bedeutet es »Buch-Behälter«. Nun, in der tschechisch-niederösterreichischen Grenzregion existieren so fantastische Buch-Behälter, dass man wahren Buchfans nur zurufen kann: Freunde, bleibt stark, man darf hier nicht einziehen!

Das gilt besonders für das eleganteste unter den Schmuckstücken, jenes in Schloss Lednice. Wie das ganze Schloss ließ Alois II. Josef von Liechtenstein auch die Bibliothek um 1850 im neugotischen Tudorstil gestalten. Mit ihren türkisen Tapeten und prachtvollen Schnitzereien ist sie zwar nicht besonders groß, aber besonders chic. Allein an der hölzernen Wendeltreppe (sie ist aus dem Holz einer einzigen Eiche gefertigt) wurde acht Jahre gearbeitet. Das Schnitzwerk, die Möbel und die Holzvertäfelungen wurden alle von der Wiener Möbelfirma Carl Leistler angefertigt. Die gewann übrigens 1851 auf der Industrieausstellung »Great Exhibition« in London mit einem monumentalen neugotischen Bücherschrank die Gold-Medaille.

 

Nicht nur optisch, sondern auch »inhaltlich« eindrucksvoll präsentiert sich die Bibliothek von Stift Zwettl. Die um 1730 gebaute Barockbibliothek hütet das Wissen von Jahrhunderten unter Deckenfresken von Paul Troger. Fast 30 Meter lang ist der lichtdurchflutete Saal und wirkt dennoch intim. Die wertvollen, zum Teil vergoldeten Bücherregale tragen 28.000 Bücher aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, darunter lagern weitere 370.000 Bücher ab 1890. Die Bestände der Stiftsbibliothek reichen allerdings bis ins 11. Jahrhundert zurück, hunderte mittelalterliche Handschriften und Inkunabeln sind in einem Sicherheitsdepot verwahrt. Angesichts dieser in jeder Hinsicht tonnenschweren Menge an Wissen passen die ungewöhnlichen Barockfresken von Paul Troger ziemlich gut – er malte in fünf eindrücklichen Deckenbildern trotz der kirchlichen Umgebung keine religiösen Themen, sondern einen Zyklus zum Leben des Herkules'. Da die Bibliothek im Klausurbereich des Stiftes liegt, kann man das Gesamtkunstwerk nur bei Spezialführungen besuchen.

 

 

Im Gegensatz dazu wirkt die Bibliothek der Adelsfamilie Dalberg in Schloss Dačice trotz ihrer 17.000 Bände beinahe bescheiden. Mit der umlaufenden Galerie wurde sie 1910 vom jungen Architekten Hans Prutscher entworfen. Vom Jugendstil, in dem der Raum gestaltet wurde, sieht man nicht viel. Aber die Bibliothek ist wunderschön gearbeitet, wirkt heimelig und überrascht mit witzigen Details. So kann man gleich beim Eingang ein Porträt des Architekten finden – als kleiner Kopf in eine Säule geschnitzt.

 

 

Die Barock-Bibliothek der Dietrichsteiner in Schloss Mikulov präsentiert sich dagegen schon wieder repräsentativ. Wobei die Schlossbibliothek nur ein Bruchteil der ehemals größten Adelsbibliothek des Landes ist. 1648 wurde die nämlich vom schwedischen Heer erbeutet und befindet sich heute in der Königlichen Bibliothek Stockholm. Bei einer Führung kann man nicht nur die beeindruckende Sammlung (und die beeindruckenden fahrbaren Bücherregal-Leitern) begutachten, sondern auch wissenschaftliche und astronomische Instrumente aus der Renaissance und dem Barock.

Eine ganz moderne Art der Bibliothek findet man im Gegensatz dazu in Untermarkersdorf bei Hadres. Die bekannte Wiener Galeristin Ursula Krinzinger hat dort 2018 ein Presshaus renoviert und zum »Krinzinger Lesehaus« umgestaltet. Nur, dass hier kein Wein gelesen wird. In dem ganz in weiß gehaltenen Haus ist eine große Sammlung an Kunstzeitschriften untergebracht, die zum Schmökern einlädt.

 

Text: Sabine Maier
Auszug aus der Publikation Unter einem Himmel.